Wenn man 16 Jahre das verwendet hat und entweder keine gesundheitlichen Beschwerden hat oder die gesundheitlichen Beschwerden nicht auf das Silikon an der Destille bezieht, wird man keinen Grund sehen, davon abzurücken. Klar ist wohl: Es wird nie eine Untersuchung über Silikondichtungen bei Hobbydestillen und dessen Langzeitwirkungen geben. Die einzigen wissenschaftlichen Fakten, die ich kenne, sind die Beständigkeitslisten. ZB:
http://www.ckd-dichtungstechnik.de/download/medienbestaendigkeit.pdf
-----------Ethanol 80°C
Silikon-------Keine Daten vorhanden, wahrscheinlich geeignet
Fluorsilikon--Keine Daten vorhanden, wahrscheinlich geeignet
EPDM----------Geringer oder kein Angriff
PTFE----------Geringer oder kein Angriff
-----------Ethanol mit Essigäure 60°C
Silikon-------Keine Daten vorhanden wahrscheinlich nicht geeignet
Fluorsilikon--Keine Daten vorhanden wahrscheinlich nicht geeignet
EPDM----------Geringer oder kein Angriff
PTFE----------Geringer oder kein Angriff
-----------Essigsäure, wässrig, 25 bis 60% 60°C
Silikon-------Keine Daten vorhanden wahrscheinlich nicht geeignet
Fluorsilikon--Keine Daten vorhanden wahrscheinlich nicht geeignet
EPDM----------Ger. oder kein Angr., bei 85% und 100°C Keine Daten vorhanden, wahrscheinlich geeignet
PTFE----------Geringer oder kein Angriff
-----------Acetaldehyd 90% + Essigsäure 10% 20°C
Silikon-------Starker Angriff bis vollständige Zerstörung
Fluorsilikon--Starker Angriff bis vollständige Zerstörung
EPDM----------Schwacher bis mäßiger Angriff
PTFE----------Geringer oder kein Angriff
-----------Ethylacetat 60°C
Silikon-------Keine Daten vorhanden wahrscheinlich nicht geeignet
Fluorsilikon--Keine Daten vorhanden wahrscheinlich nicht geeignet
EPDM----------Starker Angriff bis vollständige Zerstörung
PTFE----------Geringer oder kein Angriff
-----------Methanol
Silikon-------Schwacher bis mäßiger Angriff
Fluorsilikon--Geringer oder kein Angriff
EPDM----------Geringer oder kein Angriff
PTFE----------Geringer oder kein Angriff
Und das sind nur die wichtigsten, im Nachlauf gibt es auch ein paar agressive Chemikalien. Silikon und EPDM haben dann auch noch Probleme mit Ölen, zT mit "vollständiger Zerstörung" (EPDM zB bei Maiskeimöl, Kokosfett uva) oder "Keine Daten vorhanden, wahrscheinlich geeignet" manchmal auch "wahrscheinlich nicht geeignet" bei Silikon (sowas, Silikon wurde also nicht an üblichen Lebensmittelfetten getestet und gilt doch als lebensmittelgeeignet?). Nur falls jemand den Topf einölt (Anbrennschutz, Überschäumen), Maismaische destilliert, Zitronenschalen vergeistet usw.
Jetzt wirds ganz lustig:
------------Wasser 100°C-----------------------------------Wasserdampf 130°C
Silikon-------Schwacher bis mäßiger Angriff-------------Starker Angriff bis vollständige Zerstörung
Fluorsilikon--Keine Daten vorhanden, wahrsch. geeignet--Starker Angriff bis vollständige Zerstörung
!!!HALLO???
Kann doch nicht sein. Oder doch?
http://www.o-ring-prueflabor.de/de/fachaufsaetze/o-ringe-in-heisswasser-und-dampf/
"Die Wasserbeständigkeit von Silikon-Elastomeren wird dagegen häufig überschätzt." ... "wobei die O-Ringe nach der Prüfung stark erweicht waren (typische Spuren eines stattgefundenen Polymerabbaus)" Uärgs.
Aber: "Der Einsatz von Silikon O-Ringen in Heißwasser begrenzt sich daher hauptsächlich auf einen Temperaturbereich bis 100°C Dauertemperaturen." Uff, wir destillieren ja nur bis max 100°C. Das war ganz knapp.
http://www.hug-technik.com/inhalt/oring_materialien.html
"Auch ist MVQ nicht für den Dauereinsatz in Heisswasser oder Dampf geeignet."
Najagut, Dauereinsatz haben wir ja nicht.
http://www.ckd-dichtungstechnik.de/ckd_os/menu_medienbestaendigkeit/inhalt/produkte/medienbestaendigkeit.htm
"...der hervorragenden Temperaturbeständigkeit -55°C bis +200°C, die allerdings nicht auf Heißwasser oder Dampf übertragen werden darf."
Najagut, von Heißwasser und Dampf bis 100°C steht da ja nichts genaues.
Das Argument, daß Silikon nicht verdampft, also im Dampf nicht aufsteigt, wird einfach dadurch widerlegt, da es rauchige Whiskies gibt, Schnäpse mir ätherischen Ölen usw. Destillation ist nicht nur ein Spiel der Siedepunkte, auch Feststoffe und Flüssigkeiten werden mitgerissen, wenn die Partikel klein genug sind. Staub wird vom Wind aufgewirbelt, Steine nicht.
Bei wem der Ball nun liegt, also ob der Silikonvefechter beweisen müsste, daß die Menge an Vorlauf zu wenig Silikon löst oder verändert und dann löst, als daß das auf lange Sicht bei nrmalem Konsum gefährlich wäre, oder ob der Gegensilikonschreiber beweisen müsste, daß es schädlich ist, muss jeder selbst entscheiden.
Denn es wird eine Glaubensfrage bleiben, da eine Untersuchung unter unseren Bedingungen nicht stattfinden wird. Wenn die Mehrheit Silikon verfechtet, werden auch Neulinge das verwenden. Wenn die öffentliche Stimmung gegen Silikon drehen sollte, sagen wir durch einen Kinderschnuller- oder Backformenskandal, werden Neulinge das meiden, obwohl die alten Hasen sagen "Aber das hat doch nichts mit uns zu tun!". (ZB kommen hier seit "Aluminiumdesomachenkrebs" weniger darauf, Aluminiumtöpfe zu verwenden.)
Gruß, der wo