Hi Leute,
super Forum! Habe hier einiges über Single Malt gelesen und wollte mal meine Erfahrungen damit posten.
Also das Maischen war ne ziemliche Sauerei, da hat es schon arg geklebt in der Küche, weil ich nur einen 10l Topf hatte.
Habe 3.5 kg Malz reinbekommen, mit dementsprechend wenig Wasser. Im Rezept stand 7.5l im ersten Wasser auf 60-65°C 1.5h, dann abläutern, dann nochmal 5.5l und 1.5h bei 70-75°C.
Ich hab nicht ganz so viel Wasser reinbekommen, weil ich sonst nicht mehr hätte umrühren können, aber mein Ziel war sowieso, die Würze so zuckrig wie möglich zu machen.
Vor dem 2. Abläutern hab ich es noch mal auf 95°C erhitzt, wobei mir der Sinn dieses Schrittes nicht ganz klar war, Auslösen von verbleibender Stärke?
Beim Läutern hab ich mir zunächst zu viel Stress gemacht, mit so einer Spirale und so. Muss aber gar nicht besonders klar werden, also reicht ein Durchschlag mit einem Tuch vollkommen. Ich hab das Malz mit einer Schöpfkelle beim 2. Läutern ausgedrückt, damit möglichst wenig Wasser drin bleibt, war aber ganz ok.
Als das 2. Wasser abgeläutert war, war es schon auf 55°C runter und das erste bei 30°C also gleich gemischt. Waren dann 11-12l mit ca 90°Oe.
Ich konnte leider den Alkoholgehalt nach der Gärung nicht genau feststellen, weil ich davor nicht mit Refraktometer gemessen hab (sondern mit Spindel). Soweit ich es sagen kann gut 10%, hat also mit den Enzymen gut geklappt.
Ich hab SafSpirit M1 reingetan als es auf 30°C runter war (da steht drauf die Hefe möchte 22-31°) und die Hauptgärung ging sehr schnell los und hat ca. 2 Tage gedauert. Dann hab ich noch paar Tage ruhen lassen, insgesamt ne Woche bis zum nächsten Schritt.
Beim ersten Brannt hab ich mich gänz schön umgeguckt, da ist mir das Zeug eigentlich sofort übergekocht. Ich hab bisher mit Wein und Zuckermaische gearbeitet, da hat mich das Schäumen doch sehr erstaunt. Meine Güte...
Mit Schaumstopp ging es dann aber ohne Probleme, sogar ohne großartiges Filtern, einfach über dem Bodensatz abgezogen in den Topf...
Jetzt kommt also der Spannende Teil, wo ich auch Fragen zu hätte.
Also ich hab beim Raubrand schon Foreshot weggekippt, weil ich nicht überzeugt war, dass es gut wär ihn drinzulassen.
Dann hieß es im Rezept bis 3% runterbrennen. Ich fand aber eigentlich alles was unter 50% rauskam schon recht nachlaufig und musste mich sehr zusammenreißen, es nicht vorher abzubrechen. Ich glaube bei 5% hab ich es nicht mehr ausgehalten...
Am Ende waren es ca. 2.5l Raubrannt mit 42%. Konnte man Schlieren auf der Oberfläche sehen, Fuselöle?
Jedenfalls hab ich beim Feinbrannt eigentlich keinen Foreshot mehr identifizieren können.
Die ersten 2/3 der gesamten Alkoholmenge kamen mit über 80% raus (da hört mein Refraktometer auf), per Spindel waren das 85% im Schnitt.
Bis dahin war es recht neutral, am Anfang mit frischerer Note, am Ende des Mittellaufs mehr Körper.
Ich war aber überrascht, das dann die ersten Nachlaufnoten anklangen, obwohl ich noch Produkt mit 79% rausbekam.
Ich hab klein fraktionert und bis ca. 55% runtergebrannt, konnte mich aber nicht durchringen mehr als 15% der Tails mit reinzugeben.
Ich nehme an, dass eine deutliche Nachlaufnote auch bei jahrelanger Fasslagerung eklig bleibt?
Habt Ihr da ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder hätte ich später schneiden sollen?
Insgesamt hab ich so langsam gebrannt wie es geht, hat 2h oder so gedauert für am Ende 1.4l Whisky mit 55% (nach der Verdünnung).
Irgendwo hab ich gelesen, dass man 1.4 kg Malz pro 0.7l fertigen Whisky (trinkstärke) rechnen kann. Das würde mit meiner Liste Pi mal Auge passen.
Der neue Whisky schmeckt natürlich noch nach fast nichts, ich hoffe dass man nach etwas Ruhe zumindest ein Gefühl bekommt, wie er sich entwickeln könnte.
Ach ja, bei Malz hab ich einmal Rauchmalz genommen (war zwar ne Rauch- aber keine Torfnote, probiere nächstes Mal anders), und für die zweite Charge Pale Ale Malz. Die Maische war in beiden Fällen unerträglich Sauer, hat aber angenehm gerochen, bisschen wie kerniges Stout.
Insgesamt hat es mir sehr viel Spass gemacht. Ein grosses Dankeschön an dieses Forum für die vielen guten Beiträgen, die einem Lust auf so was machen.
Beste Grüße,
verjgr