Hallo, liebe Genießer und Destillateure.
Ich schreibe hier jetzt mal auf, wie es um meine ersten Destillations-Erfahrungen
in Bezug auf Gin geht.
Ich weiß gar nicht genau, wo ich da anfangen soll. Auf jeden
Fall hat es ne Menge Spaß gemacht und eine Menge Erfahrung mit sich gebracht.
Bei allen 8 Gins, die ich mittlerweile destilliert habe, bin
ich über den Weg des Neutralalkohols gegangen, den ich auch selber hergestellt
habe.
Dabei habe ich mir Schnellhefe von dem amerikanischen
Versandhaus bestellt. Ich musste feststellen, es ist völlig egal, welche ich
benutze. Das Ergebnis ist nahezu identisch. Die Rezeptur für die Maische , die
ich irgendwo gefunden habe, war immer gleich.
Eine Tüte Hefe, 8 Liter Wasser, 6 Kilogramm Zucker
aufgefüllt auf insgesamt 25 Liter Wasser im Gärballon. Und das bei ca. 20 - 30
Grad Celsius.
Damit ich nicht am Anfang gleich 25 Liter Maische zu
destillieren und zu Neutralalkohol brennen muss, habe ich das Ganze halbiert und auf ca. 13
Liter reduziert.
Ab hier ging es etwas auseinander. Teilweise habe ich die
Maische 5 Tage blubbern lassen. Manchmal aber auch 7 Tage. Irgendwann hat es
aufgehört zu blubbern und ich war mit dem ersten Teil fertig.
Jetzt habe ich meine Destille genommen, dreieinhalb Liter
Brennraum, aus Kupfer. Damit habe ich dann eine Charge von drei Litern destilliert.
Das Ergebnis, zumindest das erste, war nicht befriedigend. Irgendwie hatte ich
nicht die richtigen Temperaturen erwischt und ich hatte auch nicht die richtige
Zeit im Auge und somit hatte ich den ersten Durchgang komplett ins Klo gekippt.
Danach ging es aber besser. Die Temperatur erhöht - langsam
erhöht. Und dann kam auch nach entsprechender Zeit das richtige Ergebnis raus.
Wenn ich das richtig aufgeschrieben habe, waren es am Ende
circa 450 Milliliter und das Ganze bei 55% Alkohol. Das fand ich schon ganz
gut. Später dann kam ich auf viel höhere Werte. Und auch höhere Mengen. In der
Spitze lag ich bei 3500 Milliliter im Brennraum und hatte rund 800 Milliliter
Alkohol mit rund 65% Alkohol.
So habe ich die ganze erste Maische destilliert. Am Ende im
Schnitt auf ungefähr 48% Alkohol und in Summe 2,5 Liter Neutralalkohol.
Beim zweiten Ansatz der Maische hatte ich dann bei gleichem
Rezept höhere Werte - wahrscheinlich, weil ich die Hefe länger arbeiten
gelassen habe. Ca. 3 Liter mit ca. 60% am Ende.
Da ich ja genug Zeit hatte, mir Gedanken über Rezepte zu
machen, und auch viel gelesen hatte, bin ich am Ende auf ganz viele
unterschiedliche Botanicals gekommen, die ich dann in meine ersten Versuche
einfließen lassen wollte.
Ich habe alle Botanicals eingeworfen, die Rang und Namen
hatten. Aber es waren auch viel zu viele, wie ich dann später herausstellte.
Wovon ich auf jeden Fall abraten kann, ist, Kurkuma. Das macht überhaupt keinen
Sinn. Kurkuma ist wahnsinnig intensiv. Weniger ist also mehr.
Das habe ich dann in den späteren Versuchen gemacht –
weniger aber dafür ausgesuchte Botanicals. Nur mal eine kleine Auswahl:
Wacholder, Bockshornklee Thymian, Koriander, Zitrone, Pampelmuse, Orange, Mandeln,
Zitronenmyrte, Gurke, rote Trauben, Rosmarin, Bärlauch, Lavendel, Ingwer, rosa
Pfeffer. Alles war drin.
Und hier war es jedes Mal anders. Nicht nur das Rezept,
sondern auch die Zeit und die Umstände waren unterschiedlich. Von ganz vielen
Botanicals bis zu relativ wenigen. Von einem Tag in den Alkohol eingelegt, bis
4 Tage eingelegt. Von eingelegt bis zerrieben oder mit einem Smoothie Maker
zerkleinert.
Dann habe ich mich wieder an die Destillation gemacht. Im
Prinzip dasselbe wie beim Neutralalkohol. Gleiche Temperaturen. Gleiche Zeit
Punkt. Und das Ergebnis war jedes Mal anders.
Ich habe dann anhand einer Tabelle dem Alkohol eine definierte Menge Wasser zugeführt
und kam bei 35% Alkohol raus.
Einige Ergebnisse waren natürlich ganz nett. Andere Ergebnisse
waren eher langweilig. Andere rochen sehr gut. Andere schmecken allerdings gar
nicht gut.
Da ich vor dieser ganzen Geschichte mit dem einen oder
anderen über Ginherstellung gesprochen habe, habe ich nun auch einige mit
meinen Gins bedacht (nicht zuletzt meinen "Flaschenlieferanten".
Und ich habe natürlich auch nach einem ehrlichen Feedback
gesucht.
Es gab sehr freundliche Kritiken,
es gab auch gar keine Kritiken, und einer sagte sogar, das sei der beste Gin,
den er jemals getrunken hätte. Der trinkt wohl sonst nur Bier oder Wein.
Wenn ich aber jetzt selber meinen Gin
kritisieren muss, und das tue ich gerne, dann muss ich sagen, ich bin noch
lange nicht da, wo ich hinmöchte. Wo möchte ich aber hin?
Ich habe, wie jeder, meinen lieblingsgin.
Bombay Sapphire. Vielleicht auch Tanqueray. Mainstream.
Alle Gins, die ich vorher gemacht habe, waren irgendwie nicht so gehaltvoll im Geschmack.
Ich kann das gar nicht richtig beschreiben, aber irgendwas fehlte noch was, was ich meinte, was
unbedingt rein müsste. Bisher kann ich noch nicht drauf.
Vielleicht liegt es aber nicht nur an den Botanicals, sondern auch an der Produktion als solcher.
Und da kommt ihrins Spiel. Es gibt bestimmt einige unter euch, die seit Jahren destillieren, und
die Hände über den Kopf zusammenschlagen, weil das einfach nur Mist war, was
ich gemacht habe
Ja, kann sein. Aber deswegen schreibe ich das ja auch, vielleicht könnt ihr mir ein wenig auf die Sprünge
helfen. Lasst mich gerne an euren Gedanken teilhaben. Erzählt mir gerne eure Rezepte.
Erzählt mir gerne eure Ideen.
Ganz lieben Dank dafür. Für Kritik bin ich immer offen.
Und Prost.