Die Nachlaufhupe
Manche Hobbies machen einsam. Schwarzangeln z.B., Wildern, auch Schwarzbrennen. Man kann sich nicht so ohne weiteres mit seinen Erfolgen brüsten und mit anderen austauschen. Um den "Leidensdruck" zu mindern, kann man sich aber als "interessierter Laie" unters Volk mischen und vorsichtig mitreden. Deshalb versuche ich bei jeder noch so kleinen Reise, einen Brenner zu lokalisieren und wenn möglich zu besuchen.
Das schöne Oktoberwetter hat uns zu einer späten Radltour in den Chiemgau animiert. Nach ein paar Telefonaten hatte ich eine Adresse nur 2 km abseits der Route. Die Begleiter setzten sich in eine Gaststätte ab und ich fuhr zu dem kleinen Weiler. Gleich am Dorfeingang ein offener Hof mit einem Schild auf einem krummen Pfosten neben dem Misthaufen: BRENNER.
Der Hof hat ein Brennrecht seit Maria Theresia oder so, der ziemlich alte Bauer hat das Brennen von seinem Großvater gelernt als er noch ein Knabe war. Der Vater blieb im Krieg. Seine Söhne hatten kein Interesse am Hof, ein Enkel betreibt die Bauerei im Nebenberuf, die Brennerei geht wohl mit dem Alten ein.
Die einfache Destille besteht aus einer uralten 75 l Blase mit Riesenhelm und einem recht neuen Röhrenkühler. Ebenso erstaunlich: ein Rührer thront auf dem Helm. Und noch überraschender: die Heizung in Tauschsiederform mit vier thyristorgesteuerten 2 kW-Heizern, sauber verkabelt, als Ersatz für die Holzofenheizung! Die Erklärung für soviel hitech: Ein Sohn ist Elektriker, der andere Schlosser.
Gebrannt werden nur Birnen und Kriecherl, selten was anderes. Der einzige Birnbaum ist ewig hoch und hat kleine, süße und gerbstoffreiche Früchte (sie waren gerade reif als ich da war). In guten Jahren sinds bis zu 10 Zentner, manchmal nichts. 20 Kriecherlbäumchen stehen auf der Wiese neben dem Birnbaum.
Über seinen Umgang mit dem Zoll sage ich lieber nichts. Aber er darf sinen Schnaps verkaufen. Käufer sind Nachbarn aus den umliegenden Dörfern und Laufkunden. Die Flaschen sind einfach, die Bäurin schreibt mit zittriger Schrift und einem Benzinstift drauf was drin ist. Alles wunderbar einfach. Und preiswert, die Schnäpse sind wirklich gut.
Das tollste aber ist die Nachlaufhupe. Gerade wurden Kriecherl gebrannt, ich fiel fast von der Bank vor der Brennstube als das Getöse losging. Der Elektrikersohn hat sie installiert: wenn das elektronische Thermometer (ordentlich am richtigen Punkt eingesetzt) die einstellbare Temperatur erreicht, also z.B. 90 Grad, ertönt eine furchtbar laute Autohupe. Er sieht schlecht, sagte der alte Mann, da haben ihm seine Söhne das Ding mal zu Weihnachten geschenkt. "Manchmoi hammer an Nachlauf drin g’habt". Und seit er die "Tresorsteuerung" hat, ist eh alles viel einfacher geworden. Er sitzt auf der Bank und wartet auf die Hupe. Und wenn wer vorbeikommt, winkt er ihn her, und da er nicht mehr heizen und so aufpassen muss, kann man derweil ein Schnapserl trinken.
Alois
Das schöne Oktoberwetter hat uns zu einer späten Radltour in den Chiemgau animiert. Nach ein paar Telefonaten hatte ich eine Adresse nur 2 km abseits der Route. Die Begleiter setzten sich in eine Gaststätte ab und ich fuhr zu dem kleinen Weiler. Gleich am Dorfeingang ein offener Hof mit einem Schild auf einem krummen Pfosten neben dem Misthaufen: BRENNER.
Der Hof hat ein Brennrecht seit Maria Theresia oder so, der ziemlich alte Bauer hat das Brennen von seinem Großvater gelernt als er noch ein Knabe war. Der Vater blieb im Krieg. Seine Söhne hatten kein Interesse am Hof, ein Enkel betreibt die Bauerei im Nebenberuf, die Brennerei geht wohl mit dem Alten ein.
Die einfache Destille besteht aus einer uralten 75 l Blase mit Riesenhelm und einem recht neuen Röhrenkühler. Ebenso erstaunlich: ein Rührer thront auf dem Helm. Und noch überraschender: die Heizung in Tauschsiederform mit vier thyristorgesteuerten 2 kW-Heizern, sauber verkabelt, als Ersatz für die Holzofenheizung! Die Erklärung für soviel hitech: Ein Sohn ist Elektriker, der andere Schlosser.
Gebrannt werden nur Birnen und Kriecherl, selten was anderes. Der einzige Birnbaum ist ewig hoch und hat kleine, süße und gerbstoffreiche Früchte (sie waren gerade reif als ich da war). In guten Jahren sinds bis zu 10 Zentner, manchmal nichts. 20 Kriecherlbäumchen stehen auf der Wiese neben dem Birnbaum.
Über seinen Umgang mit dem Zoll sage ich lieber nichts. Aber er darf sinen Schnaps verkaufen. Käufer sind Nachbarn aus den umliegenden Dörfern und Laufkunden. Die Flaschen sind einfach, die Bäurin schreibt mit zittriger Schrift und einem Benzinstift drauf was drin ist. Alles wunderbar einfach. Und preiswert, die Schnäpse sind wirklich gut.
Das tollste aber ist die Nachlaufhupe. Gerade wurden Kriecherl gebrannt, ich fiel fast von der Bank vor der Brennstube als das Getöse losging. Der Elektrikersohn hat sie installiert: wenn das elektronische Thermometer (ordentlich am richtigen Punkt eingesetzt) die einstellbare Temperatur erreicht, also z.B. 90 Grad, ertönt eine furchtbar laute Autohupe. Er sieht schlecht, sagte der alte Mann, da haben ihm seine Söhne das Ding mal zu Weihnachten geschenkt. "Manchmoi hammer an Nachlauf drin g’habt". Und seit er die "Tresorsteuerung" hat, ist eh alles viel einfacher geworden. Er sitzt auf der Bank und wartet auf die Hupe. Und wenn wer vorbeikommt, winkt er ihn her, und da er nicht mehr heizen und so aufpassen muss, kann man derweil ein Schnapserl trinken.
Alois