Die Destillation von Schnaps

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Neutralalkohol - vorgang nach Gärung

dave21 am 01.02.2021 18:01:36 | Region: Österreich

Hallo liebe Community,

ich habe nach relativ langer Recherche gestern meine erste Maische angestetzt, wie man es in vielen Ratgebern rauslest ganz einfach aus Zuckerwasser + Hefe. Verwendet habe ich dazu die Vodka Star von Alcotec. Der Gärspund blubbert mittlerweile auch schon & somit gehe ich davon aus, dass dies zumindest soweit alles passt.


Nun aber zu meinen eigentlichen Fragen, diese habe ich leider in keinem Forum gefunden:


1. Nachdem der Gärprozess abgeschlossen ist, wird meistens empfohlen die Maische einige Wochen stehen zu lassen damit sich die Hefe (oder Überreste?) am Boden absetzen kann und man anschließend nur die “reine” Maische brennt. Soll dabei der Gärspund raus bzw. darf ab diesem Zeitpunkt wieder Luft dazu oder sollte man es einfach so lassen mit Gärspund und abwarten?


2. Falls man diesen Punkt überspringt wird es wahrscheinlich auf den Geschmack einfluss nehmen, richtig?


3. Hat jemand Erfahrung wie leicht sich die abgesetzte Hefe wieder mit der Maische vermischt? Sprich wenn ich den Gäreimer rumtrage kanns passieren das sich der Absatz wieder vermischt und das warten umsonst war?


Sollte das alles soweit geklappt haben und ich bis zum Brennen kommen hätte ich dazu auch noch ein paar Fragen:


4. Der Neutralalkohol sollte ja mind. 80% haben. Muss man dabei auf irgendwas spezielles achten um dies zu erreichen?


5. Sollte der Brennvorgang eher langsam oder schnell laufen?


6. Muss beim Brennen von Neutralalkohol der Vorlauf und/oder am Schluss (Nachlauf?) etwas weggegeben werden oder kann man da in weiterer Folge zum ansetzten von z.B. Gin die ganze Flüssigkeit nehmen?


7. Ich habe auch öfters gelesen das dieser Neutralalkohol zweimal gebrennt werden sollte. Welchen Vorteil hat dies genau?


8. Öfters wird empfohlen, nach dem ersten brennen etwas Aktivkohle beizugeben - hat damit jemand Erfahrung oder schon mal A/B getestet ob das einen wirklich merkbaren Geschmaksunterschied macht?




So, ich glaube das wars soweit, wenn ihr bis hierher gelesen habt - großes dankeschön.

Ich bin über jede Antwort froh!


Grüße

David


RE: Neutralalkohol - vorgang nach Gärung

Fred Sauerbier am 02.02.2021 09:29:36 | Region: Usbekistan

Deine "relativ lange Recherche" war offenbar nicht lang genug. Viele deiner Fragen hättest du sonst nicht fragen müssen ...

Die Zuckermaische musst du nicht lagern. Das Ende der Gärung erkennst du, wenn sich die Hefe absetzt und die Flüssigkeit klar wird. Dann abhebern, wenn etwas Hefetrub mit übergeht, ist das nicht schlimm.


Frage 4: Beachte das Siedediagramm Ethanol - Wasser!

Frage 5: Was ist bei dir langsam oder schnell?

Frage 6: Vorlauf und Nachlauf abtrennen.

Frage 7: Siehe 4.

Frage 8: Die Hefe erzeugt einen merklichen Eigengeschmack. Je nach Verwendung des erzeugten Alkohols kann Aktivkohle deshalb sinnvoll sein.

RE: Neutralalkohol - vorgang nach Gärung

Maximo1 am 03.03.2021 07:32:00 | Region: Steiermark

Der Fred hat eh schon vieles richtig erklärt.


Die Zuckermaische musst du nicht lagern das ist korrekt jedoch wenn nichts mehr blubbert also die Gärung abgeschlossen ist, die Maische sollte nicht mehr süss schmecken sondern säuerlich dann stelle ich das ganze bei rund 0 Grad nach draussen dann setzt sich die Hefe sehr schnell ab. Nach ein paar Tagen kannst du dann mit einem Schlauch abziehen den Hefetrub nicht mitbrennen sondern wegschütten.


Die Maische sollte säuerlich schmecken. Ich hab meinen letzten neutralen mit prestige turbohefe 48h angesetzt und lt. geeichten Refraktometer 20% nach einer Woche bekommen. Also auch abwarten lohnt sich wenn er noch süss schmeckt könnt ihr die Hefe aufrühren oder aufschütteln und gegebenfalls mit etwas neuer Hefe ansetzen als letzte Möglichkeit.


Zu 1) Es sollte keine Luft dazu kommen. Ich fülle den Behälter immer spundvoll mit Alkohol z.B.

Zu 2) ja nimmt Einfluß

Zu 3) Schütteln sollst du nicht hermumtragen wenn der Behälter voll ist wie Pkt. 1 beschreiben ist auch kein Problem.

Zu 4) 80% das geht nur wenn man doppelt brennt zumindest bei den herkömmlichen Destillen. Ich brenne auch beim Doppelten nur bis 80% runter und den Rest alles darunter verwende ich für den nächsten Neutralalkohol. siehe z.B. auffüllen Pkt. 1

zu 5) beim Doppelt gebrannten solltest du schon langsam machen das heißt es soll gerade zwischen tröpfeln und rinnen sein. Aber so genau steuern kannst du das ja eh nur mit Induktion oder Gas. Nur der Ergänzung halber Neutralalkohol zu machen hat nur Sinn wenn die Destille größer ist als 10 Liter und mehr sonst ist der Aufwand zu groß aber dazu gibt es eh schon einen Thread hier.

zu 6) natürlich Vorlauf abtrennen und wegschütten oder als Scheibenfrostmittel verwenden - du willst ja niemand vergiften. Siehe auch Pkt. 4 Nachlauf.

zu 7) du kommst ja mit einmal brannt nie auf die 80%

zu 8) ich hab auch mit Kohle (Granucol GE von Erbslöh) schon herum experimentiert kenne mich ja beim Wein und deren Herstellung sehr gut aus. Richtig zufrieden war ich nie. Denke bei mind. 80%igen Brand hat der Geschmack eh nur mehr wenig Stellenwert. Ansonsten kannst es ja versuchen oder du lässt den neutralen nur mit Watte verschlossen einige Monate stehen dann wird er auch neutraler zumindest meine Geruchs Erfahrung.