Die Destillation von Schnaps

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Juni 2018:

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Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Alois am 22.03.2006 11:28:34 | Region: Süden
In den Fachfragen wurde gerade wieder einmal das „Pulsieren des Kühlers“ angesprochen. Zu diesem Thema gabs hier schon etliche Diskussionen. Der Grund ist einfach: der Dampfdruck im Kessel wird zu hoch wenn der Dampf einen zu großen Widerstand auf seinem Weg zur Abkühlung findet. Der Überdrück wird schlagartig abgebaut, das Spiel beginnt von Neuem und schukelt sich so zu einem rythmischen Schnaufen auf. Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein, sie lassen sich nicht immer und nicht ohne Erfahrung erkennen und beseitigen. Nachdenken und Probieren hilft vielleicht.

Generelle Abhilfe schaftt ein „offenes System“, wie es z.B. von Kompound-Reflux-Destillen bekannt ist, bei denen auf dem Steigrohr ein oben offener Reflux-Kühler sitzt. Das Prinzip habe ich auf eine Potstill übertragen und inzwischen viel damit experimentiert (s. unter Stichwort „Top-Kondensor“). Der Reflux-Kühler sitzt hierbei am Ende des Geistrohres auf dem Liebig-Kühler. Die Erfahrungen sind so positiv, dass ich jedem halbwegs begabten Bastler empfehle, so etwas auszuprobieren.

Neben dem völligen Fehlen von Schnaufen, Pulsieren usw. hat sich eine erstaunliche und sehr angenehme Eigenschaft herausgestellt: das mit so einer Anordnung erzeugte Destillat ist deutlich sauberer im Geruch und Geschmack als mit normalen Destillen. Mit jedem Vorteil ist aber zumeist auch ein Nachteil verbunden: früher roch es meist angenehm nach Frucht und Alkohol, jetzt stinkt es in der „Brennstube“ schon lange bevor der Nachlauf kommt! Die Ursache ist der offene Kühler, der bei entsprechender Anordnung und Kühljustierung die spätestens ab Mitte des Mittellaufs im Dampf enthaltenen heißeren Nachlaufanteile nach oben entweichen läßt. Diese Anteile gehen normalerweise mit ins Destillat über. Damit sind hervorragende Brände sogar aus Falläpfeln gelungen, die mit der normalen Potstill muffig und scharf schmecken.

Alois

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Brennermanne am 22.03.2006 20:21:43 | Region: Sachsen
Hallo Alois
Deine Sache klingt ja ganz Interressant.
Auch ich bin noch am basteln obwohl ich schon ganz gute Ergebnisse erziehlt habe.
Ich habe eine Maische aus aufgelesenen Birnen gemacht. Die Maische schmeckte hervorragent.
aber der Brand ist etwas scharf.
Kannst du vielleicht mal ein Bild von Deiner Anlage hier reinstellen.

Viele grüsse Brennermanne.

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

recycler am 23.03.2006 14:57:29 | Region: Süden
Ja Alois,

das hört sich super an, auch ich wäre für ein Bildchen oder eine Skizze dankbar, damit ich mir das Ganze besser vorstellen kann.

Ciao

recycler

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

hummelfahrer am 23.03.2006 11:44:07 | Region: Nord-OstOst
Tach auch,
Aromaausbeute werden bei diesem System vernachlässigt.Also max. Alkausbeute.
Schmeckt dies denn???
Jeder nach seiner Fasson.
Grüße
hummmelfahrer

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Alois am 24.03.2006 15:58:31 | Region: Süden
@hummelfahrer:

Nochmal genau lesen.... das ist keine Reflux-Still! Ich kenne keine Destille, die das Aroma besser schont bzw. verstärkt.


Mein Hinweis auf den früheren thread "Liebig-Kühler mit Top-Kondensor" ist anscheinend nicht angekommen. Darin ist auch ein link auf Bilder.

Alois

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

xxx am 23.11.2006 17:28:22 | Region: unbiskant
@Alois
Ich habe mir die Bilder mal genau angesehen, habe auch vor sowas nachzubauen. Was mir noch nicht ganz klar ist, ist der Trichter unter dem Aufsatz offen? Und wenn ja,kommt da nicht noch leckerer Dampf raus??
Gruß,XXX

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Alois am 24.11.2006 19:04:03 | Region: Süden
@xxx

Ja, der Trichter ist offen (leigt nur am T-Rohr an), und nein, bei mir dampft da nichts raus. Der Witz ist ja, dass alkoholhaltiger Dampf schwerer als Wasserdampf oder auch Luft ist, er will also von ganz alleine nach unten. Das was vom Kondensor abtropft, sowieso. Solange der Kühler nicht verstopft, weil er zu dünn ist oder zu schnell destilliert wird, funktioniert das hervorragend. Natürlich wäre auch nichts gegen einen Schraubverschluss einzuwenden. Fest verlöten würde ich nicht, wegen der besseren Reinigungsmöglichkeit.

Alois

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

hummelfahrer am 26.03.2006 06:13:31 | Region: NNO
Tach Alois,
Scheint interessant zu sein.Kannst du die Kühlwassermengeneinstellung etwas genauer verraten?
Und ein etwas genaueres Bild von deinem Papagei posten?Ich nehme an du gehst hier nicht nach Dampftemperatur sondern nach %alc/vol im Papagei,
oder irre ich mich da?Was sind deine cut-off
%-Zahlen für den Nachlauf?
Grüße
hummelfahrer

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

xxx am 27.03.2006 15:17:38 | Region: unbiskant
Moinsen,
hört sich wirklich interressant an auch wenn ich nicht verstehe warum die Nachlaufanteile abdunsten und die flüchtigeren "guten" Geister nicht. Die kondensieren doch später als die anderen oder? Was unangenehmen und verräterischen Geruch angeht, Wie wärs auf den Top Kondensor noch einen Behälter mit Aktivkohlefilter z.B. für Dunstabzugshauben zu setzen.
Gruß, XXX

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Alois am 02.04.2006 11:36:49 | Region: Süden
@ xxx

Was viele nicht wissen: Alkoholdampf ist schwerer als Wasserdampf. Die heißeren, alkoholarmen Nachlauf"stinker" gehen also lieber nach oben.

Alois

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Alois am 02.04.2006 11:34:33 | Region: Süden
@hummelfahrer

Zur Kühlwassereinstellung: Einlass wie üblich am Liebig unten, raus und direkt weiter zur Kühlspirale oben. Auslauftemperatur maximal gut handwarm. Wasserverbrauch bei ca. 1000 W (15l-Kessel) 30 - 60 Liter pro Stunde. Die Einstellung des Wasserdurchflusses ist ziemlich unkritisch. Bedingung: es darf aus dem Kondensor nicht nach Alkohol riechen und sollte bald "stinken".

Zur Vorlage (das meinst Du wohl mit Papagei): Die ist äußerst simpel, besser als auf dem bekannten Bild kann ich sie kaum darstellen. Sie faßt leer ca 60 ml, mit Spindel entsprechend weniger. Die Alk-Kontrolle ist deshalb relativ "zeitnah" möglich.
Die Dampftempereatur dient mir nur als Indikator, wo in etwa ich bin. Wichtiger ist der alc/vol, dann die Nase. Wichtiger noch ist die Erfahrung mir der jeweiligen (ungezuckerten) Maische. Da ich häufig mit Dephlegnator brenne, gelten die üblichen Werte (50%, 51 C) nicht. Beispiel: bei Steinobst muß ich schon bei ca. 60% alc oder noch früher trennen. Profis mit 3 Böden und Dephlegmator hören zwischen 70 und 65% auf. Da hilft die Temperaturanzeige gar nichts.

Alois

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Schoosch am 28.03.2006 13:15:41 | Region: Hinterholz 8
Hallo Alois,
habe Deinen Thread von damals schon mal früher gelesen, aber nicht mehr weiter daran gedacht. Nun hast Du mich wieder "angeregt", etwas intensiver darüber nachzudenken. Klingt alles auch logisch. Allerdings bringen mich zwei Aspekte ins Grübeln.

Dass das Destillat fruchtiger riecht kann ich mir ja vorstellen, aber dass es weicher sein soll eher nicht (hab's aber selber ja noch nicht ausprobiert). Denn für einen runden weichen Abgang sind ja auch Nachlaufanteile notwendig (kann man selber einfach ausprobieren, indem man bei einem Brennvorgang das Destillat fraktioniert: der frühe Mittellauf riecht zwar fruchtiger, ist aber (verdünnt) etwas schärfer als der späte Mittellauf! Die Frage ist ja nun, wieviel Nachlaufanteile optimal sind, d. h. wieviel Nachlaufanteile im Vergleich zum konventionellen Brennvorgang "abgezogen" werden sollten. Dies führt gleich zur nächsten Frage, wie man die Kühlleistung dafür optimal einstellt. Dies dürfte wohl nur mit viel viel Ausprobieren herauszufinden sein, wobei man sicher auch mal "schlechtere" Destillate bekommt.

Zum Problem des Geruchs hätte ich vielleicht eine Lösung. Statt einen Top-Kondensor drei verschaltete Liebigkühler (LK):
der erste hängt direkt am Geistrohr schräg fallend und kühlt den Dampf relativ weit ab. Am Ende des ersten LK befindet sich eine Verzweigung, an der dann die beiden anderen hängen; der eine schliesst sich dem ersten in der selben Flucht einfach an und kondensiert den in den zweiten LK strömenden Dampf und kühlt das Destillat nur noch auf die gewünschte Temperatur ab. Der dritte befindet sich parallel zum zweiten, jedoch oberhalb verlaufend. Dieser ist mit einem ansteigenden Rohr mit der Verzweigung verbunden. Somit kann in diesen nur Dampf, aber kein bereits im ersten LK kondensiertes Destillat gelangen. Somit fließen aus dem zweiten LK eher Mittellauf- und aus dem dritten eher Nachlaufanteile (natürlich ohne exakte Trennung, geht ja sowieso nie). Beide Anteile können nun soweit runtergekühlt werden, dass kein Dampf und somit kein Geruck mehr entweicht. Man hätte dabei sogar die Möglichkeit, im Nachhinein noch Nachlaufanteil dem Mittellauf zuzugeben (für den runderen Abgang). Schwierig wird's aber auch hier mit der richtigen Einstellung der Kühlleistung des ersten LK.

Werde vielleicht dieses Verfahren mal ausprobieren, da es ja auch sehr einfach ist umzusetzen.

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Alois am 02.04.2006 11:46:10 | Region: Süden
@ Schoosch

Du hast völlig Recht, im Nachlauf sind ganz wichtige aromatische Teile, die man ungern verlieren möchte. Leider vermischen die sich sehr früh mit den unerwünschten Bestandteilen, der Nachlauf beginnt ja nicht exakt bei einer bestimmten Temperatur. Je weiter man die Abtrennung also nach hinten verschieben kann, desto besser. Da hilft die beim Top-Kondensor schon relativ früh einsetzende teilweise Abdampfung der übelriechenden und -schmeckenden Anteile.

Deine Idee mit den getrennten Kühlern finde ich sehr interessant! Ähnliches gibts, natürlich technisch perfekt, bei Profianlagen mit automatischer Trennung von Vor-, Mittel- und Nachlauf. Wäre schön, wenn Du das mal ausprobierst.

Alois

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Brennermanne am 02.04.2006 20:51:35 | Region: Sachsen
Hallo Alois
Da mir Deine Beiträge immer sehr gut gefallen habe ich mir diesen besonders gut durchgelesen.
Ich habe immer folgendes festgestellt:
Wenn ich am Anfang mal eine Maische mit wenig Frucht gebrannt habe war der geschmack nicht so fruchtig dafür war der Brand im Nachgeschmack aber sehr mild.
In diesem Jahr hatte ich richtige gute Maischen mit sehr viel Frucht (wie im Buch beschrieben).
Die Maischen schmeckten fast zu gut.Der Brannt hat ein gutes Aroma und einen guten Geschmack nur im Nachgang etwas scharf.Der Brannt ist ca.7. Wochen alt. kennst du das Problem.

Brennermanne

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Alois am 03.04.2006 20:45:17 | Region: Süden
Natürlich kenne ich das. Ein ordentlicher Brand braucht u.U. Jahre, bis er wirklich mild wird. Dann erst zeigen sich auch die inzwischen gereiften Aromen.

Ich weiß aus leidvoller Erfgahrung, wie gerne man immer wieder probiert und schließlich nichts mehr hat zum Reifen. Es gehört - gerade bei den meist kleinen Mengen - viel Selbstdisziplin dazu, abzuwarten. Ich mache es mir gerne besonders schwer, in dem ich große Zettel auf die Flaschen klebe "nicht vor x.x.200x trinken".

Die anfänglich besonders intensive Schärfe läßt sich ein wenig mildern durch sprudeln. Und nicht zu hochprozentig einstellen. Brände mit viel Aroma brauchen weniger Alkohol. 38-39%, mehr gibts bei mir nicht.

Alois

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Brennermanne am 07.04.2006 21:29:19 | Region: Sachsen
Hallo Alois
Vielen Dank für Deine Antwort.
Es ist eben nicht einfach mit der Warterei.
Besonders wenn man viele Freunde hat die gern kosten.Mit Deinen Prozenten wie bleibt der Schnaps da klar.
Ich habe auch schon gute Ergebnisse erziehlt indem ich die Flaschen nicht ganz fülle und öfters schüttle.
vielen Dank und mach weier so .
Es ist blos schade, das man nicht in direkten Erfahrungsaustausch treten kann.

RE: Schnaufen, Husten, Pulsieren und Co.

Alois am 08.04.2006 19:04:03 | Region: Süden
Mit Schütteln wird kein Schnaps klar. Eine deutliche Verbesserung erreichst Du mit Sprudeln. 2 Minuten mit dem Mixer schäumen und dann mit einem Kaffeefilter filtern. Manchmal brauchts einen doppelten Filtereinsatz. Besser noch ist ein Feinfilter, das kostet halt ein paar Cent mehr.

Du hast schon Recht, ein persönlicher Erfahrungsaustausch wäre schön. Nur leider gehts das nur, wenn die Anonymität verlassen wird. Wollen wir aber nicht...

Alois