Moin gigibub!
Leider konnte ich diese Seite übers Wochenende nicht erreichen. Deshalb Antwort erst heute.
Inzwischen wird Deine Anlage ja schön sauber sein...
Aräometer/Alhoholvorlage (Selbstbau):
Alois und ich haben vor einiger Zeit dazu mal was geschrieben:
http://www.schnapsbrennen.at/diskussion/20061120131525-01-02.html#20061120131525-01-02
(Kleine Anmerkung zum Inhalt des Beitrags: Du musst auf der erscheinenden Eingangsseite auf "mirror" gehen, so dass die Seite mit den vielen Destillen erscheint, sonst werden keine Fotos dargestellt)
Wichtig ist m.E., dass das Aräometer möglist kurz (ca. 160 mm) ist: Man braucht zum Messen im Brennbetrieb (wenn man keine Vorlage hat) nur kleine Probemengen (<15 ml)z.B. im Reagenzglas, während man beim normal langen (ca. 260 mm) mind. 80 ml Destillatmenge in der üblichen 100 ml-Mensur benötigt. Das gilt vor allem in der Anfangsphase des Brenngangs, wenn der Alkoholgehalt hoch und die Spindel entsprechend tief eingetaucht ist. Die lange Spindel verwende ich nur zur Einstellung der Trinkstärke.
Zur Kalibrierung:
Du nimmst Zuckermaische oder billigen Korn vom Discounter (1:2 mit Wasser verdünnt)von etwa 10 %.
Du heizt Deine Anlage bei laufender Kühlung und göffnetem Entnahmeventil immer höher auf bis oben aus dem Kühlrohr Dampf zu entweichen beginnt, dann drehst Du die Heizung GANZ langsam zurück, bis es zu dampfen aufhört. Die Stellung des Gashahns merkst Du Dir und notierst Dir die dazu gehörige Menge an Destillat pro Minute. Der Alkohol wird je nach Stärke der Maische wie bei einer Pot-Still zwischen 65 und 75 % liegen. Das lässt Du einige Minuten gewähren bis Du Dir der Menge sicher bist.
Damit hast Du die Höchstleistung (Neudeutsch: Maximaler Output)der Anlage in ml/min bestimmt.
Wenn Du die Heizung in Stufen weiter zurück nimmst, ermittelst Du weitere Heizleistung / Destillatmenge - Zuordnungen und erstellst davon eine Tabelle.
Jetzt komme ich zum Schwachpunkt Deiner Anlage: Zwei! Ablaufhähne. Damit kannst Du den Reflux nämlich nicht zuverlässig regeln!
Ich denke mir mal statt dessen mal ein einfaches Refluxröhrchen im Boden des Kühlers mit einem geringen Überstand von einigen Millimetern. Dann sammelt sich bei geschlossenem Abnahmehahn das Destillat und läuft ab einem Niveau von einigen Millimetern über in das Refluxröhrchen in die Packung der Kolonne.
Wenn Du die Benzinhähne nicht modifiziert hast, haben die wegen der Reservefunktion ein solches Überlaufröhrchen. Dies müsstest Du auf knapp 5 mm kürzen und den Hahn auf Stellung "AUF" lassen. Auf Stellung "RES" wird das Röhrchen umgangen und alles Destillat läuft aus.
So, machen wir mal weiter:
Nun regelst Du im Bereich etwas verminderter Höchstleistung die Entnahmemenge ein wenig herunter, misst die entnommene Menge, vergleichst es mit der bei dieser Heizleistung möglichen Menge (Tabelle) und kannst das Rückflussverhältnis (Reflux ratio) ausrechnen und notieren.
Was passiert jetzt in der Anlage? Weil nicht alles Destillat abgenommen wird, steigt es unten im Kühler auf das Niveau des Überlaufs an und läuft schließlich über auf die Packung der Kolonne und versucht nach unten zu sickern. Was dort weiter vorgeht habe ich hier früher mal kurz angedeutet:
http://www.schnapsbrennen.at/diskussion/20060912125514-01-02-02.html#20060912125514-01-02-02
Nach kurzer Zeit wird die Temperatur absinken und der Alkoholgehalt ansteigen.
Das wiederholst Du in KLEINEN Schritten bis die Temperatur gegen 78°C und der Alkoholgehalt über 90 % geht. Das kannst Du bis zum Exzess treiben, aber irgendwann steht der Alkoholgehalt in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zur Ausbeute. Was nützt Dir z.B. fast 96 % bei 2 oder weniger ml/min?
Dies solltest Du bei verschiedenen Heizleistungen wiederholen und Tabellen über Heizleistung/ Refluxverhältnis/ Temperatur / Konzentration - Zuordnungen anfertigen.
Ökonomisch sind m.E. Konzentrationen von 90 - 92
% sinnvoll.
Du merkst, so eine Kalibrierung ist nicht mal eben so zwischen Tür und Angel zu machen. Das dauert und sollte unbedingt protokolliert werden, damit die Parameter jederzeit reproduzierbar bleiben.
Im Betrieb läuft es später so, dass Du bei steigender Temperatur die Entnahme sukzessive zurück nimmst, damit das Rückflussverhältnis erhöhst und die Konzentration über 90 % hälst.
Weiterer Schwachpunkt ist die Platzierung des Thermometers.
Das Thermometer soll im höchsten Punkt der Anlage platziert sein.
Was ist denn nun der höchste Punkt? Das ist nicht immer der geometrisch höchste Punkt, sondern der, von dem an der kondensierende Dampf nur noch in Richtung Destillatentnahme fließen kann. Das wäre bei Deiner Anlage im Übergang vom Geistrohr in das Kühlrohr.
@ Zudem herrscht anscheinend grosse Verwirrung bei Refluxanlagen, es wird viel Unfug geschrieben.
Das ist wohl wahr! Wie kämst Du sonst auf das schmale Brett, die Kolonne liefe ohne Packung? Das wäre wie ein Ferrari ohne Motor!
Was meinst Du mit "rein nach Temperaturstufen-Orientierung destillieren (ungepackte Kollonne)"?
Noch eins: Der Rektifikationseffekt wird wesentlich optimiert, wenn die Kolonne wärmeisoliert wird. Heizungsrohrisolierung leistet gute Dienste.
Heute ist erstmal gut gewesen. Würde mich freuen, wieder von Dir zu hören.
Mit freundlichen Brennergrüßen aus tauwettergeplagten Ostfriesland
Gerd