Die Destillation von Schnaps

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Vogelbeere

Brennesel am 30.12.2011 10:59:13 | Region: Bayerischer Wald
So, hab mir dieses Jahr die Arbeit gemacht und Vogelbeeren gezupft und sauber abgerebelt.

(Tipp dazu: Geht recht schnell mit einem feinen Maschengitter, wir sagen dazu Hasenzaun oder Wühlmausgitter. einfach das Gitter über eine Kiste spannen und die Dolden drüber streifen. Müsste auch mit anden Dolden wie Holunder gut funktionieren)

Jetzt liegen die Beeren in der Kühltruhe und werden demnächst eingemaischt. Hab bisher keine Erfahrung mit Vogelbeere und will nicht, dass die Pflückerei umsonst war, deshalb meine Frage in die Brenn-Gemeinde:
Gibts was besonderes zu beachten, ausser dass die Maische recht zuckerarm und dickflüssig sein wird???

Hab mir folgendes überlegt: anfangs hab ich mit Früchten mit kleinen Kernen wie beispielsweise Johannisbeere oder Himmbeere schlechte Erfahrungen gemacht. Da ich meine Maischen immer recht lange lagere, würden die Kerne eine recht bittere Note, die ich absolut nicht mag (damit meine ich nicht das Amandelaroma von Steinobst), an die Maische abgeben. Daher trenne ich die Maische noch während der Gärung von einem Großteil der Kerne ab. Hat bisher immer gut funktioniert und ich war mit dem Ergebnis zufrieden. Habe vor das gleiche bei den Vogelbeeren zu machen, wobei ich noch nicht recht weiss obs bei so was "pampigem" ohne weiteres funkioniert.

Was haltet ihr von der Idee? Oder gehören die Kerne bei Vogelbeere einfach dazu, weil sonst kein guter Brand wird???

RE: Vogelbeere

Michel am 30.12.2011 20:36:22 | Region: Eifel Ardennen
Hallo Brennesel,
ich habe küzlich meine Vogelbeermaische gebrannt.
Zum Maischen wurden die Beeren mit dem Küchenmixer zerkleinert (lt. Dr. Schmickl unproblematisch) und die Kerne dabei teilweise zerstört.
Der fertige Brand schmeckt nicht bitter, sonder typisch nach Vogelbeeren (wonach sonst auch??).
Wenn der Brand jetzt noch 10 - 15 Jahre gelagert hat, werde ich nochmals berichten.

Wie sonderst Du bei anderen Maischen die Kerne ab?

Gruß und guten Rutsch an alle

Michel

RE: Vogelbeere

Kellergeist am 04.01.2012 15:05:18 | Region: Wien
Hallo Brennesel,

Ich habe selbst noch keine Vogelbeere gebrannt. Aber sämtliche, bisher von mir verkosteten Vogelbeer Brände hatten einen typischen
"dumpfen marzipan geschmack" den ich nicht mag.
Für Viele ist der Vogelbeer trotzdem eine Delikatesse

RE: Vogelbeere

Brennesel am 05.01.2012 16:47:05 | Region: Bayerischer Wald
So, hab gestern meine 11kg Vogelbeeren eingemaischt. Trotz kräftigem "Gummistiefel-Gemantsche" und Zugabe von Verflüssiger eine pampige, trockene Sache. Bisher hab ich noch keine zusätzliche Flüssigkeit zugegeben, mach ich nie bei Maischen. Denke aber, dass ich doch was zugeben muss.
Der Geschmack der "rohen" Maische ist ja sehr bescheiden, das muss man wirklich mögen! Von einer Delikatesse ist das bis jetzt noch weit entfernt.

RE: Vogelbeere

Michel am 05.01.2012 17:29:34 | Region: Eifel Ardennen
Hallo Brennesel,

Wasserzugabe vermeide ich auch, wenn es möglich ist. Aber bei der Eberesche muß man Wasser zugeben, aber vorsichtig. Bei 11kg Frucht würde ich erstmal max 1l Wasser zugeben, dann umrühren. Die Maische wird schnell flüssig, vor allem, wenn Zucker zugegeben wurde. Der Verflüssiger wirkt erst richtig, wenn die Maische gärt.
Der frische Brand schmeckt nicht viel anders als die Maische. Zur Delikatesse wird er erst nach 15 Jahren Lagerung!?!

Gruß

Michel

RE: Vogelbeere

klare sache am 22.08.2014 23:33:56 | Region: tirol
servus,
11kg vogelbeeren- vergiss es, 50l vogelbeermaische ergibt 1l brand bei 11kg ist es unmöglich den feinbrand sauber abzutrennen.
vogelbeeren sammeln wenn sie bereits den ersten frost überstanden haben sollten zw 60 und 65 öchsle zuckergehalt haben dann die beeren sauber abrebeln aufpassen das man sie nicht zerquetscht mit handwarmen wasser waschen dann eine nacht in die gefriertruhe (nicht länger da sonst aromaverlust) die beeren langsam in der sonne auftauen lassen sollten ca 20°c haben beim einmaischen. die beeren in der maischemühle zerkleinern und immer wieder enzym dazugeben (verflüssiger) auf 50l maische 5l warmes wasser dazugeben (30°c) dann den ph mit cmbi- oder schwefelsäure auf ph3 einstellen- auf den vogelbeeren sind oft wilde hefen und essigbakterien die tötet man mit der säure ab. maische gut durchrühren und hefenährsalz (fermaid) zugeben. 30min warten dann die hefe zugeben. die hefe (30g auf 100l maische ich verwende aromahefe uvaferm) in 25°c warmen wasser auflösen nach ca 15min ein paar esslöfel maische zugeben und gut umrühren weiter 15min warten dann die hefe der maische zugeben wenn man es ganz genau machen will die hefe in einem wasserbad anmachen das sie konstant 25°c hält. die maische vergären lassen in einem raum der nicht wärmer als 20°c ist je wärmer vergoren wird umso mehr aroma geht durch den gärspund in die unendlichen weiten des universums ;-). nach 5 tagen gärzeit den tresterhut behudsam einstoßen aufpassen das man nicht zu viel sauerstoff in die maische bringt nach weiteren 5 tagen den vorgang nochmal durchführen. eine gute maische sollte nach 16-20 tagen gebrannt werden- maische nicht aufbewahren (gilt aber sowieso für jede maische- man züchtet dadurch nur ungewollte gäste in der maische) beim ersten brand sehr schnell abbrennen! rauwasser sollte im gesamten niemals weniger als 17%vol alc haben- je stärker der raubrand umso leichter ist es dann den feinbrand abzutrennen (tip: teile den ersten raubrand den du hast auf die restliche maische auf dadurch kannst du den alkoholgehalt in der maische steigern und bekommst ein höher prozentiges rauwasser du kannst aber auch den nachlauf vom vorigen jahr nochmal brennen und ihn dann in das rauwasser von heuer schütten. beim feinbrennen sehr langsam vorgehen. das nachlauf abtrennen beim vogelbeerbrand ist sehr schwierig weil das typische marzipanaroma ganz zum schluss aus dem kühler kommt es nützt nix man muss immer wieder kosten und sobald man merkt es wird muffig in der nase- weg damit. der fertige brand sollte in der nase ein ausgeprägtes marzipanaroma haben und am gaumen breit und über die ganze zunge gehen von vorne an der spitze bis nach hinten- ein guter vogelbeerbrand ist auch noch eine halbe stunde nach dem trinken im mund.

behalte den mittellauf ca 3 monate in einem großen glasbalon auf der brand sollte eine große oberfläche haben um die luft zu "küssen" der brand muss sich "beruhigen". glasbalon dicht verschließen und an einem dunklen nicht zu kaltem ort aufbewaren (dachboden) dann kannst du ihn auf trinkstärke einrichten (ca 41%) filtern (rundet nochmal ab) und genießen

und meine herren: vergesst die lagerung! wenn es guter schnaps ist wird er durch das lagern nicht besser als er schon ist und schlechter schnaps wird niemals gut werden!

so jetzt aber schluss mit meinem roman über die vogelbeere :-)

gutes gelingen und schöne grüße aus tirol

ps: passt auf die vögel auf :-)

RE: Vogelbeere

Franz Bode am 14.09.2014 10:57:05 | Region: Rhöhn
vielen Dank für das gut verständliche Vogelbeer-
schnaps-Rezept. Wie geht das mit dem Zuckern und
Sulfatzugabe? Ich freue mich auf die Antwort.
Herzliche Grüße aus der Rhön Franz Bode

RE: Vogelbeere

klare sache am 14.09.2014 20:57:36 | Region: tirol
Servus franz

du brauchst nicht zuckern- ist unter edelbrennern verpöhnt.
Gib hefenahrung dazu und vergäre ganz langsam das ist am besten für das aroma.
Reihenfolge: 1 verflüssiger enzym, 2 combi säure (damit stellst du den ph wert auf den wert 3 ein) 3 hefenahrung, 4 reinzuchthefe. Du musst sämtliche zutaten gut einrühren. Dann geh weiter wie bei der obigen beschreibung vor.
Gruss aus tirol

RE: Vogelbeere

vogei 11 am 09.09.2020 06:50:39 | Region: salzburg

Kann man nicht besser erklären .

RE: Vogelbeere

cului am 18.08.2022 12:38:54 | Region: Pinzgau

Danke für die detaillierte Beschreibung, zwei Fragen hätte ich noch: Wie stellst du fest, dass die Gärung abgeschossen ist? Die 16 bis 20 Tage beziehen sich auf die max. Lagerung der guten, fertig gegorene Maische oder? Dann möchte ich noch fragen, ob du beim Mischen auf Trinkstärke spezielles Wasser verwendest? Danke, mfG Lois