Überraschungs-Grappa
Hallo mal wieder!
ich habe im Herbst 2018 von einem Bekannten ca. 60l Rotwein-Trebern geschenkt bekommen.
Also bei der Rotweinherstellung übrig gebliebene, knochentrocken ausgepresste, Trauben.
Da dies kurzfristig passierte, konnte ich kein Rezept zurechtlegen, sondern habe einfach mal
so auf Verdacht folgendes damit gemacht:
60 l waren mir Zuviel. Daher habe ich die Hälfte von den Stängeln befreit und in einem Gärfass
mit 40 Litern Wasser aufgegossen. Dann bin ich von 18% Vol gewünschtem Alkoholgehalt
ausgegangen, wobei ich den Restzucker in den Trauben auf Grund des Trocknungsgrades
einfach vernachlässigt habe.
Also überschlägig 18% * 2 (Alk/CO2) * 40 l = ca. 14,5 Kg Zucker. Davon habe ich erst mal 5 Kg
eingerührt und das Ganze mit einer Champagner-Hefe (lag noch herum) angestellt.
Angären lassen und warten, bis die Aktivität im Gärspund weniger wurde.
Dann habe ich eine Packung Turbo-Hefe (wegen der verm. höheren Alkoholtoleranz) zugegeben
und immer wieder bei erkennbarer Abnahme der CO2 Produktion 2 Kg Zucker untergerührt.
Bis die komplette Menge Zucker verarbeitet war.
Das Ganze blieb ca. 3 Monate stehen.
Zwischen-Ergebnis:
Hätte ich gewusst, dass der hier entstandene Rotwein (und das schmeckte wirklich
wie ein Rotwein, nur halt sehr viel stärker) so gut wird, hätte ich die zweite
Hälfte der Trebern nicht verworfen, sondern hier auf Flaschen gezogen. Das Zeug
war gut genug zum Trinken. Also als Kochwein allemal zu gebrauchen!
Dann das Ganze gebrannt (in vielen kleinen Portionen) und ich habe mich sehr über
den geringen Vorlauf gewundert. Auf Grund des hohen Pegels im Kessel kamen denn
auch ca. 63% dabei heraus. Das Destillat lag dann noch in 5 l Ballons auf getoasteten
Eichenchips bis es eine schöne goldene Farbe annahm. Danach auf 43% eingestellt
und abgefüllt.
Ergebnis: Braucht sich vor gutem gekauftem Grappa nicht zu verstecken. Im Gegeneil!
Der ist schön weich geworden. Nur einen Hauch Fruchtigkeit könnte der noch vertragen,
aber das wird wohl ohne Lagerung in Weinfässern nichts.